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Donnerstag, 9. Februar 2017

Das Böse in mir

Augen, die einen anstrahlen, ja geradezu magisch anziehen und gleichermaßen abstoßen, einem vor lauter Angst drohen das Herz aus der Brust zu reißen.
Genau diese Augen sollten Emma ins Verderben stürzen.
Wenn man mal bedenkt, daß die junge Emma, nicht gerade groß, blonde Locken, sehr gut erzogen wurde und von ihren Eltern immer eingeprägt bekam, daß sie in Bezug auf Männer größte Vorsicht walten lassen soll, hätte man nie erwartet, was passieren sollte.
Gerade frisch die Schule abgeschlossen und bereit ins Erwachsenenleben zu starten, sollte es für Emma und ihre Freunde erst einmal eine Feier geben, um den Ernst der letzten Jahre hinter sich zu lassen.
Nichts Großes, nur eine gemütliche kleine Runde in ihrem Lieblingspub, gleich um die Ecke.
Hier hatten sie schon viele schöne Stunden verbracht und daher bot es sich auch an, noch einmal an diesem Ort zusammen zu kommen, bevor sie sich in alle Himmelsrichtungen verstreuen würden.

Die kleine Runde hatte viel Spaß und bei einigen Ale sollte die Stimmung auch immer besser werden.
Doch plötzlich sollte die Gemeinsamkeit ein jähes Ende finden, als er auftauchte.
Ein Bild von einem Mann, groß, gut gebaut und stahlblaue Augen.
Mit einem kleinen Schönheitsfehler.
Er hatte eine Ausstrahlung, die jeden vernünftigen Menschen das Fürchten lehren würde.
Doch nicht Emma.
Sie fühlte sich sofort zu ihm hingezogen.
Er hat ihr nur ein einziges Mal tief in die Augen gesehen und schon schien sie von ihm hypnotisiert zu sein.
Sein durchdringender Blick läßt einem das Blut in den Adern gefrieren und signalisiert, Satan selbst hat dir direkt in deine Seele geblickt und dein Leben gestohlen.

Neben dem braungebrannten, muskulösen, schwarzhaarigen James wirkte die eher zierliche Emma sehr blaß.
Auch war sie eher schüchtern und er mehr als nur forsch.
Man könnte ihn schon als wüst bezeichnen.
Ihre Freunde konnten sich absolut nicht erklären, was sie in ihm sah, doch trotzdem haben sie Emma mit dem Fremden ziehen lassen, obwohl ihnen dabei absolut nicht wohl war.
Wenn sie doch nur geahnt hätten, was geschehen sollte.

Als man einige Monate später Emma wieder sah, war von dem einstigen hübschen Mädchen, mit dem sonnigen Gemüt, nur noch ein Schatten ihrer Selbst übrig.
Sie wurde mit zerrissenen Klamotten und Blut beschmiert unter einer Brücke aufgegriffen, die sie offenbar als Schlafplatz nutzen wollte.
Die vollkommen verstörte junge Frau wurde erst einmal aufs nächste Polizeirevier gebracht, um dort zu ergründen, was mit ihr passiert ist.
War sie Opfer eines Verbrechens geworden ?
Hatte sie eines beobachtet ?
Was war mit ihr geschehen.

Die Beamten hatten alle Mühe aus Emma auch nur ein Wort herauszubringen.
Es sollte noch einige Tage dauern, bis sie bereit war mit einem Psychologen zu sprechen, doch auch der hatte es nicht einfach sie zum Reden zu bringen.
Nur langsam und Bruchstückhaft begann Emma von den Erlebnissen der letzten Monate zu erzählen, was geschehen ist, nachdem sie mit James den Pub verlassen hat.
Sie kann nicht einmal sagen, was sie an ihm so anziehend fand, nur daß sein stechender Blick sie in seinen Bann gezogen hat.
Es war ihr einfach nicht möglich sich von ihm abzuwenden, sich gegen ihn zu stellen, oder gar abzulehnen seine Bitten auszuführen.
In der Beziehung zwischen Emma und James hat es zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Harmonie gegeben.
Von Anfang an war es eher eine Art Abhängigkeit, als ob man einer sofort süchtig machenden Droge verfallen wäre.
Und so sah sie sich bald an seiner Seite, Einbrüche verübend und andere wirklich schlimme Geschichten anstellen.
Doch der Tag, an dem er das Unfaßbare von ihr verlangte, sollte ihr Untergang werden.

Sie hatten gemeinsam einen Gemischtwarenladen ausrauben wollen, doch dieses Mal sollte es nicht so glatt gehen wie sonst.
Vom ersten Augenblick an lief aber auch wirklich alles schief.
Es fing schon damit an, daß Kunden im Geschäft waren, was sie sonst immer zu vermeiden wußten.
Und auch der Besitzer war keiner, der sich einfach seiner hart verdienten Kröten berauben lassen wollte.
Er setzte sich mächtig zur Wehr, bis James plötzlich vollkommen durchdrehte.
Sie waren immer bewaffnet, für den Fall der Fälle, von dem er ihr versprochen hatte, der würde niemals eintreten.
Nun war der Tag gekommen, an dem er sein Versprechen Emma gegenüber brach und sie zwang sich mit Waffengewalt das Geld zu beschaffen.
Der erste Schuß viel ihr noch schwer, auch der Zweite, doch ganz plötzlich steigerten sich beide in einen regelrechten Blutrausch und schossen alles gnadenlos nieder, was sich auch nur zu bewegen wagte.
Wie Emma nun vor dem Psychologen angibt, war es wie in einem Traum, als ob sie nicht wirklich dabei wäre.
Sie habe sich selbst beobachtet und konnte nichts tun, um das zu stoppen.

Die Polizei ist ihren Angaben nachgegangen und hat einen der blutigsten Tatorte vorgefunden, der ihnen je unter gekommen war.
In nur wenigen Minuten haben James und Emma 22 Menschen auf bestialische Weise förmlich hingerichtet.
Selbst wenn sie es wollte, sie könnte der Polizei keinen Anhaltspunkt liefern, wo sie James finden können, denn nach der Tat ist sie einfach weglaufen, gerannt, so lange ihr Füße sie tragen wollten.
Sie wollte nur noch weg von dem Mann, der sie so ins Verderben gestürzt hat, doch kam dieser Gedanke viel zu spät, denn nun wird sie ein Leben lang dafür bezahlen müssen, daß sie die Finger nicht von James lassen konnte.             




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